Vermutlich bei Evangelisationen gehaltene Ansprachen oder Zeitungsbeiträge
Ohne Angaben zur Datierung und ohne keine Angaben zur eventuellen Erstveröffentlichung, veröffentlich in der Zeitschrift Leuchtfeuer
Dieser Text, den Schimmelmann als Ansprache für die Trauergemeinde nach ihrem Tod konzipierte, wurde an mehreren Stellen mit dem gleichen Wortlaut veröffentlicht, vgl.
Nun laßt mich noch einmal wie zu Lebzeiten Zeugnis ablegen und euch zu meinem Heilande rufen. So wenig wie ein Staubkorn zu meines Heilandes Füßen, weiß ich mich dennoch von Ihm unendlich geliebt und weiß, daß ich zu der Zeit, wo dieses gelesen wird, lebendiger denn je und in unbeschreiblicher Seligkeit bei Ihm bin. Nicht um meines elenden Glaubens willen, der war oft jämmerlich genug, noch viel weniger um irgend welcher Werke oder Verdienste willen, sondern allein wegen Seines kostbaren, kostbaren Blutes, das Er für mich vergossen hat und in meine Seele gegeben, so daß ich dadurch mit Ihm verbunden bin und göttliches Ewigkeitsleben habe. Alle Tränen, alles Leid, alle Verfolgung der Welt ist der Herrlichkeit nicht wert, die dieses Blut uns schenkte. Glaubt nicht, meine Freunde, daß es schon alleine durch das Abendmahl zu erlangen ist. Wie viele gehen zum Abendmahl und essen und trinken sich ein Gericht Gottes, weil sie dabei nicht wirklich Christi Blut in sich aufnehmen. Man rechnet mit seinem eigenen elenden Glauben und Gefühlen statt mit der Wirklichkeit. Damit mein Heiland dir es wirklich geben kann im Abendmahl oder ohne dasselbe, mußt du dich Ihm auch mit Leib und Seele ganz und völlig als Sein Eigentum hingeben. Du bist teuer erkauft mit dem Herzblute Gottes und Seines Sohnes. Du mußt dann ganz und völlig Sein Eigentum sein. Kein andrer Wille, keine andere Sache muß dir gelten mehr, als Seinen Willen zu tun. Und ist erst das Blut in dein Herz geflossen, so wirst du auch kein anderes Leben und Sterben mehr haben, als Ihm zu dienen mit allem, was du bist und hast an dem Ort, wo Er dich hinstellt. Du kannst nicht Gott und der Welt zugleich dienen, und alles Irdische wird für Dich nur Wert haben, soweit du es in seinem Dienste gebrauchen kannst. Du bist dann in wirklicher und wahrhaftiger Verbindung mit Jesus Christus, Gottes Sohn. Eine wahrere Wirklichkeit wie Ihn gibt es nicht, und wenn du auch weltlich durch alle Trübsale und dunklen Täler mußt, daß man meinen könnte, es gäbe keinen Gott, so bringt Er dich sicher hindurch bis zum herrlichen Ziel. Hier wohnen wir unter dem Regiment des Satans; denn es heißt: die Erde ist dessen Stuhl. Also mitten in Feindes Land. Bei Jesus ist unsere selige Heimat, in der ich bin, wenn dies gelesen wird. Deswegen heißt es auch: Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen und kommen und bringen ihre Garben mit Freuden. Dein Leben ist kurz, die Ewigkeit ohne Ende. Du hast keine Zeit zu vergeuden. Gib dich und dein ganzes Leben dem Heilande hin und ruhe nicht, bis daß du weißt, daß Sein Blut dich durchdrungen hat. Dies geschieht nicht durch Werke oder Glauben, sondern durch deinen festen wahren Willen und durch Gottes Gnade. Lebt wohl, auf Wiedersehen beim Heilande in dem herrlichen Ewigkeitsleben, der anderen Welt, wo wir leben werden und Ihm dienen dürfen und die Herrlichkeit genießen, ja viel wirklicher und voller leben werden als hier, und von wo auch ich euch jetzt noch einmal grüße. Ich bin nicht zum Tode, sondern zum vollen herrlichen Leben eingegangen.
Leuchtfeuer Januar 1914, S. 1f
Laß dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.
Paulus hatte drei Mal um Entfernung des Pfahles im Fleisch gebeten. Er wollte – wie so viele von uns – in bester Absicht die ihm auferlegte Last abgenommen haben, doch Gott erhörte ihn nicht, „damit er sich nicht überhöhe.“ Es war also selbst bei dem Apostel Paulus noch immer die Gefahr, daß er hochmütig wurde. Als Demütigungsmittel – so sagt Paulus – habe er den Pfahl im Fleische bekommen. Der Herr antwortet ihm auf seine Bitten: „Es genügt Dir meine Gnade, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollendet.“ Mit der richtigen Uebersetzung von Römer 5,3 müssen wir sagen: Christen bekommen soviel Gnade und Kraft, daß sie selbst „in den Trübsalen rühmen können.“ Gnade ist Sündervergebung, Freiheit vom Gesetz, Siegeskraft gegen böse Naturanlagen und der Gegensatz zu allem Verdienst. Alles uns umsonst Gegebene ist Gnade. Die Gnade ist so unendlich wie das Meer, so tief, daß keine Sündenschuld wieder hoch kommen kann. Die Kraft der Meereswellen ist so stark, daß ihnen dauernd kein Hindernis entgegen gestellt werden kann. Keine Schwierigkeit ist so groß, als daß die Gnade uns nicht zum Tragen stark genug machen könnte; und es wäre feige, wollten wir, die wir das wissen, bei jedem Schweren um Entfernung des Uebels bitten. Wie ein Offizier es als ehrenvoll ansieht auf schwerem Posten auszuharren und wie er nicht feige um Ablösung, sondern um Verstärkung und Reserven bittet, so sollen auch wir bitten: Schenke mir Deine Gnadenkraft, um Dir in den Schwierigkeiten Ehre zu machen. Wie der elektrische Strom in der Birne nur dadurch das elektrische Licht erzeugt, daß er durch einen in Asche verwandelten Kohlenfaden hindurch muß, so kann die Kraft der Gnade bei uns nur mächtig sein, wenn wir zu Staub und Asche geworden sind. Deshalb rühmt sich Paulus seiner Schwachheit. Er hat erfahren, daß ihm Gott nichts über seine Tragfähigkeit zumutet. – Die Eisenbahndirektion hat an jeden Wagen geschrieben, wie stark er belastet werden darf. Gott weiß auch genau, wieviel Leiden und Lasten er uns zumuten darf. „Hilft er nicht zu jeder Frist, hilft er doch, wenn’s nötig ist.“
Leuchtfeuer August-September-Oktober 1914, S. 85f
Die Gegenwart des lebendigen Heilandes.
„Ohne mich könnt ihr nichts tun“, spricht der Herr (Johs. 15,5). Gott Lob, daß wir dieses Wort und mit ihm den Heiland haben. Jesu Worte gelten für alle Zeiten, auch heute noch. Der wahre Christ hat zu seinem Leben, für seine Kämpfe den lebendigen Heiland nötig. Sobald der persönliche Verkehr mit ihm im Glauben und Gebet aufhört, geht es ihm wie einem Bach, dessen Quell versagt, wie einer Rebe, die vom Weinstock gelöst ist. Majestätisch Wort: Ohne mich nichts! So kann nur der sprechen, ohne den nichts gemacht ist, was gemacht ist. Einen schweren Auftrag hatten die Jünger damals, haben die Seinen noch heute: die Welt zu evangelisieren. Doch getrost, wo er ein Geheiß gibt, legt er eine Verheißung hinzu. Er will nicht ernten, wo er nicht gesäet hat. Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Man wundert sich oft über so viele Niederlagen und Schläge im Reiche Gottes. Darf man nicht fragen: War es eine Arbeit mit Jesus? oder treibt ihr Menschenwerk? Man bewundert einen Paulus, einen Luther – ach irret nicht, aller Segen ist durch sie von dem lebendigen gegenwärtigen Heiland ausgegangen. Jeder ernste Christ ist nur ein Organ, ein Werkzeug, der aber lebendig und tätig ist, ist der der gegenwärtige Christus.
Er ist gegenwärtig, nicht nur für einige Augenblicke, für einige Andachtsstunden. Wenn der elektrische Strom unterbrochen wird, versagt das Licht. Keine Frucht ohne beständige Gemeinschaft mit ihm.
Wir haben die Gegenwart des lebendigen Heilandes, also nicht eine bloße Erinnerung an einen geschichtlichen Christus, den man in dankbarer Erinnerung feiert wie einen Göthe und Schiller. Jesus sagt nicht: ohne mein Wort, meine Lehre könnt ihr nichts tun, sondern ohne mich.
Er ist nahe allen, die ihn anrufen. Es ist etwas des Heilandes sein, ich dein, o Jesu, und du mein in Wahrheit sagen können. Luther sagt: fahr hin alle Weisheit, Heiligkeit, Stärke, Gut und Ehre und was nicht bleiben soll und kann, Dich allein muß ich haben und Du sollst mir mehr als genug sein. Die Seinen wollen und können ohne ihn nichts tun, seine Feinde können wider ihn nichts tun. Jesus lebt, wir zaubern ihn nicht mit unsern Gedanken und Geisteskräften aus der Vergangenheit in einem Bilde, das wir uns zurecht machen. (Röm. 10,6 u. 7.) Er ist da in seinem Worte. „Das Wort ist Dir nahe.“ Im Wort ist er da durch seinen heiligen Geist. Alle Bekehrungen durch das Wort sind sein Werk. Das Wort ist die Röhre, durch welche der ganze Christus zu uns gebracht wird und in uns bleibt.
Köstliche Botschaft: ich bin bei euch! Bist du auch bei ihm? Lebt er in dir? Was fehlt, wenn er da ist? Was hast du aber, wenn er dir noch ferne ist? Nimm ihn im Glauben als deinen Heiland an. (Offenb. Johs. 3,20.) Die Gegenwart des lebendigen Heilandes ist das Geheimnis, ist die Quelle unsrer Kraft, unsres Lebens.
Leuchtfeuer November 1914, S. 97
Das Blut Jesu Christi zur Vergebung der Sünden.
Das Verständnis des neutestamentlichen blutigen Opfers gewinnt man in dem Bilderbuch des alten Testaments. Opfer ist die Hingabe von etwas Geliebtem an einen Geliebten. Lieb und teuer ist immer dasselbe. Beim Opfern maßen die Menschen ihre Liebe zu Gott, deshalb legten sie das Edelste und Beste auf den Altar. Der Altar repräsentiert die Gegenwart Gottes auf Erden. Die Menschen fühlten, daß sie in ihrer Unreinigkeit sich dem heiligen Altare Gottes nicht nahen dürften. Deshalb nahmen sie das warme Blut (in dem noch das Leben war) eines edlen Opfertieres und besprengten damit den Altar und sich selber zur Reinigung. Aber alle Opfer waren nur zur äußeren Reinigung, nicht zur Erlösung von Sündenschuld und =Macht. Seit Jesus als das große Opferlamm am Kreuze sein Blut vergossen hat und mit dem Blut durch die Himmel zum himmlischen Altar aufgefahren ist, hat jeder Sünder, der im Glauben unter Jesu Blut tritt, volle Vergebung und Zugang zum Gnadenthron. Im alten Bunde gab es kein Opfer für Todsünden, aber das Blut des unschuldigen Gotteslammes tilgt oder wischt auch die größten Sünden weg. Blut Jesu Christi ist dasselbe wie der Gekreuzigte und Auferstandene. Johannes redet mehr vom Blut, Paulus mehr vom Gekreuzigten und Auferstandenen. Bei verschiedener Ausdrucksweise meinen beide dasselbe. Beachtenswert für uns ist, daß nach Offenbarung 12,11 der Teufel nicht überwunden wird durch eine vermeintliche Geistestaufe, sondern durch das Blut des Lammes.
Gott schenke uns allen ein Eingehen in den Tod und in das Auferstehen Christi im Glauben, damit wir auch zu denen gehören, die durch sein Blut überwinden.
Leuchtfeuer Februar 1915, S. 13
Die neue Geburt durch das Blut Jesu Christi und das darauffolgende Leben.
Eine neue Geburt ist bei jedem Menschen notwendig. Alle Menschen sind von Natur tot in Sünden, getrennt von Gott, dem Quell des Lebens. Wie geschieht die neue Geburt, die Wiedergeburt? Der Herr sagt: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist. Unter Wasser verstehen wir das Wort Gottes (Jes. 12,3. 43,20.55,1-11. Jer. 17,3. Johs. 4,14) Der Herr Jesus konnte dem Meister in Israel zumuten, daß er das Wort Wasser in diesem Sinne als das Wort Gottes verstand. Der aber das Wort lebendig macht, ist der Geist (1Petr. 1,23). Wasser und Geist, Wort und Geist fügt der Herr zusammen; nicht das Wort ohne den Geist, nicht den Geist ohne das Wort. Der Geist aber zeuget von Christo, von seinem für uns vergossenen Blut. (Johs. 15,26. 16,14.), darum wird er der Tröster genannt. Die Wiedergeburt macht der Herr dem Nikodemus klar an der Hand der Geschichte von der ehernen Schlange. Wir sind alle durch die Sünde vergiftet. Ein seltsames Mittel zur Errettung und Gesundung der verlorenen Menschen wendet Gott an. Gott handelt stets wunderbar. Der von der Schlange gebissene Mensch soll aufblicken nach der ehernen Schlange und er wird leben. Die Wiedergeburt ist nicht das Werk eines Menschen und einer Amtshandlung, es bleibt bei der Wahrheit: wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das Leben. Das ist das größte Wunder, wenn ein durch die Sünde vergifteter Mensch zum Leben in Gott kommt. Jesus ist für die Sünder gestorben und hat die Macht der Sündenschuld, Sünderherrschaft und Sündenkrankheit am Kreuz gebrochen und ist in seiner Auferstehung der Menschen ewiges Leben geworden. Glaube und du wirst leben und die Fülle des Lebens haben. Wiedergeboren sein, heißt durch den Glauben in Christo leben, in Christo sein. Dieses Leben ist ein mit Christo in Gott verborgenes Leben (Col. 3,3), was notwendigerweise wie alles gesunde Leben in sich entfalten, zeigen muß, nicht in langen, seufzenden Gesichtern, in einer unnatürlichen Haltung, in einem affektierten Ton, im Kopfhängen. Das geistige Leben macht den Menschen zum rechten Menschen. Der Ungläubige ist ein lästerner Unmensch, der Gläubige ein rechter Mensch in reinem sittlichen Tun. Das innere und äußere Leben muß aber übereinstimmen, durchströmt von der Blutskraft Christi. Äußeres Formenwesen ist kein frommes Wesen. Ein Leichnam kann auch geschmückt werden. Da entfaltet sich das christliche Leben in gesunder Weise, wenn man Tersteegen folgt: Wie die zarten Blumen willig sich entfalten und der Sonne stille halten, laß mich so still und froh deine Strahlen fassen und dich wirken lassen. Ohne Zweifel, ohne Zerstreuung in die Vielfalt einfältig in Christum gerichtet sein, da kann allein sich wahres, gesundes, christliches Leben entfalten. (Röm. 8,1. Gal. 2,20) Christus mit seiner rechtfertigenden und heiligenden Gnade lebt in uns durch den Glauben. Dann gilt das Wort: Phil. 4,13. Darum bleibet in ihm! (Johs. 15,4. 1.Joh. 3,6).
Leuchtfeuer Nr. 3, 1915, S. 13
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